„Weihnachtsmann & Co. KG“: TV-Kult für ewige Kinder

Seit „vielen, vielen Jahren“ sei sie schon bei Super RTL, sagt Pressesprecherin Sabine Kreft, und jedes Jahr freuten sich auch viele im Sender aufs Wiedersehen mit „Weihnachtsmann & Co. KG“. Vor 25 Jahren wurde die französisch-kanadische Zeichentrickserie „Le monde secret du Père-Noël“ (übersetzt: „Die geheime Welt des Weihnachtsmannes“) erstmals in deutscher Sprache ausgestrahlt.

Seither haben sich die 26 Folgen der einzigen Staffel ein treues Stammpublikum und viele Neufans erobert – und das, obwohl Kinder mit Begriffen wie „Co.“ und „KG“ höchstwahrscheinlich erst mal überhaupt nichts anfangen können.

„Die Serie hat Kultstatus“, weiß Kreft. „Und zwar bei Jung und Alt“. Schon lange im Vorfeld kämen Zuschaueranfragen, wann es denn im jeweiligen Jahr wieder losgehe. Deshalb starte man in diesem Jahr wieder ziemlich früh. Während draußen Regen fällt und raue Herbstwinde wehten, hieß es am Samstag (4. November) zum ersten Mal in diesem Jahr wieder: „Weihnachtsmann, sag mir, warum bist du so schlau …?“ Worin liegt das Geheimnis des Erfolgs? Sucht man nach Gründen, wird man fündig.

Elf Gründe für den Erfolg von Elfen, Eisbär und Weihnachtsmann

Jeder bekommt was: Der Weihnachtsmann aus „Weihnachtsmann & Co. KG“ erfüllt den Weihnachtswunsch eines jeden Kindes.

+++ Die Verwendung des sendungsbezogenen Materials ist nur mit dem Hinweis und Verlinkung auf RTL+ gestattet. +++

1. Schon der Vorspann fördert Vorfreude: „Mamatschi, schenk mir ein Pferdchen“, sang Schlagerstar Heintje in den Sechzigerjahren, den Weihnachtswunsch zahlloser Kinder nach einem Tier unterm Christbaum. Der Junge im Vorspann von „Weihnachtsmann & Co. KG“ bekommt sogar ein kleines Rentier geschenkt. An Weihnachten ist nichts unmöglich, verheißt diese kurze Szene. Die Kutsche am Himmel zieht dazu am Ende als Silhouette an einem riesengroßen Mond vorbei. Der Auftakt ist heimelig und man freut sich – diesmal bereits Anfang November – auf das frohe Fest und die schöne Bescherung.

2. Ein Ohrwurm als Titelmelodie: Die Titelmelodie kann jeder mitsingen, der in den Neunzigerjahren Kind war: Simple Melodie, simpler Text, berechtigte Einstiegsfrage: „Weihnachtsmann, sag mir, warum bist du so schlau / woher kennst du ganz genau / den Weihnachtswunsch von jedem Kind …?“ Schon in der zweiten Minute der ersten Folge wird das beantwortet. Der Weihnachtsmann landet mit seiner Kutsche auf dem zugefrorenen See, auf dem die Elfen Jordi und Gilfi, die Elfin Trixi, befrackte Pinguine und der paddelige Eisbär Balbo Eisfußball spielen. Als Überraschung präsentiert er allen „den ersten Weihnachtsbrief“. So lautet die Antwort auf die Eingangszeilen des Lieds: „Er kann lesen.“

Jeder bekommt was: Der Weihnachtsmann aus „Weihnachtsmann & Co. KG“ erfüllt den Weihnachtswunsch eines jeden Kindes. +++ Die Verwendung des sendungsbezogenen Materials ist nur mit dem Hinweis und Verlinkung auf RTL+ gestattet. +++

Quelle: Super RTL

3. Einfach hat was: Klar, ist ein Pixar-Trickfilm mit „state of the art“-CGI ein Erlebnis. Aber oft sind es gerade die einfachen Dinge, die zu Herzen gehen. „Weihnachtsmann & Co. KG“ ist superschlicht animiert. Die flächigen, bunten Figuren sind von der Punkt-Punkt-Komma-Strich-Sorte und genau das Richtige für einen Einstieg in die wunderbare Welt der bewegten Bilder.

4. Nostalgie ist schön, Rituale sind’s auch: Was einen erfreut hat, als man klein war, das will man immer wieder erleben, am besten in regelmäßigem Abständen. Zwar gibt es „Weihnachtsmann & Co. KG“ auch in diversen DVD-Editionen, und auch beim Streamingdienst RTL+ kann man sie gucken, wann immer man will. Aber das wäre nicht dasselbe. Der Weihnachtsmann und seine Entourage sind wie gemacht fürs Lagerfeuerfernsehen und für Rituale. Man findet sich wie früher zu einer bestimmten Uhrzeit vorm Fernseher ein, macht es sich kuschelig, um es genau so zu haben, wie man es als Kind in den Neunziger-, Nuller- oder Zehnerjahren erfuhr. Da es auch Weihnachtsspezereien schon seit dem Spätsommer gibt, kann man es sich auch lange vor dem ersten Advent (3. Dezember) mit Wintertee und Lebkuchen gemütlich machen.

5. Tempo raus: Der Alltag rast, auch das Fernsehen, selbst das für Kinder, ist eins der schnelleren Schnitte geworden. Wer kurz nicht aufpasst, hinkt hinterher. „Weihnachtsmann & Co. KG“ ist, auch wenn der Flugschlitten des Weihnachtsmanns noch so rasant am Himmel dahinflitzt, aus der langsameren alten Zeit – Medizin zur inneren Entschleunigung.

5. Krisenfeste Welt: Das Gute siegt in „Weihnachtsman & Co. KG“ verlässlich – 22 Minuten Balsam (so lange dauert eine Folge) in Zeiten, in denen die Krisen nicht abreißen, Diktatoren und Autokraten den Gang der Welt zu bestimmen scheinen und ein Krieg zum anderen kommt. Man nimmt sich eine Auszeit von allem Übel und schaut Richtung Nordpol. Wo der Weihnachtsmann, ein gemütlicher Bauch-und-Bart-Typ, freundlich, gerecht und gegen Gewalt ist und gern sein wohliges „Ho-ho-ho“ lacht. Und wo Santas stachelbärtiger Nachbar Grantelbart und sein Gehilfe Gugor dem „rotgekleideten Trottel“ und der ganzen Welt Weihnachten verderben wollen. Weihnachtfilmfans kennen ähnliches Verhalten vom grünen Grinch und (unabsichtlich) von Jack Skellerton aus „Nightmare Before Christmas“. Schaffen die beiden Schurken natürlich nie und nimmer, schon weil sie handeln, bevor sie denken und viel zu viel Energie auf eigene Zwistigkeiten verwenden. Selber Trottel!

6. Magie zieht immer: Gut, einen von Rentieren (Rudolph, Donner und Blitz) gezogenen Flugschlitten hat jeder TV- oder Kino-Weihnachtsmann, sei es der aus dem „Polarexpress“ oder der aus den „Santa“-Filmen mit Tim Allen. Aber ein lebendiger Schneemann (siehe Olaf in „Die Eisprinzessin“) und eine lebendige Spielzeugmaschine erinnern an den schönen, oft zu früh zerstörten kindlichen Glauben, dass in jedem Etwas eine Seele wohnt (siehe auch „Der tapfere kleine Toaster“). Und dass der Elf Jordi sich als Torwart auf dem Eis in einen Elefanten verwandeln kann (angelehnt an die Benjamin-Blümchen-Optik), und damit verhindern will, dass das Runde seinen Weg ins Eckige findet, gibt es doch sonst wohl nirgends.

7. Es gibt immer eine Lösung: Ist die „magische Perle“ der Spielzeugmaschine kaputt, was die Geschenkeproduktion gefährdet, muss man einfach nur in die „geheimnisvolle Kristallhöhle“ hinabsteigen, um eine neue zu holen. Spannend (sogar ein wenig gruselig) wird es, weil man dort, so der Weihnachtsmann, „schon seit mehreren Jahrhunderten“ nicht mehr war und auf „Überraschungen“ stoßen könnte (was denn auch geschieht).

8. Dauergucker ziehen Dauergucker nach sich: Es ist wie bei allen Dauerbrennern – von „Biene Maja“ bis „Tatsächlich … Liebe“: Kult zieht in einem fort Anhänger. Entweder durch Mundpropaganda oder noch einfacher, weil die erwachsen gewordenen Weltflüchter, die Zuschauer der ersten „Weihnachtsmann & Co. KG“-Stunde, ihre eigenen Kinder um sich scharen, um miteinander zu schauen, ob sich die entführte Spielzeugmaschine gegen das Gitarrespiel von Heavy-Metal-Fan Grantelbart zur Wehr setzen kann. Nebeneffekt: Der feste Sendetermin ermöglicht – anders als die DVD-Box – ein Ende der Fernsehzeit ohne Quengeln nach noch einer Folge. Und, nein, die Serie ist kein Statement gegen Rockmusik, der Bösewicht ist halt nur unter den Top Ten der weltschlechtesten Gitarristen.

9. Gucken ohne Merken: Auch mal schön, sich in der Zeit der großen Handlungsbögen mal nicht merken zu müssen, was alles in einer Serie in 27 Nebenplots mit 143 Personen passiert ist. Lineares Fernsehen, linear erzählt. Eine Folge, eine Story. Nicht nachdenken, nur wohlfühlen. P.S.: Das episodische Erzählen ist langsam wieder im Aufwind (siehe auch „Star Trek: Strange New Worlds“).

10. Soziale Medien: Schon im Oktober sei festzustellen, dass via soziale Medien viele Anfragen von Fans bei Super RTL eintreffen, wann die Serie in diesem Jahr anläuft, sagt Pressesprecherin Sabine Kreft. Die kleinen Zuschauer der Endneunziger und frühen Nullerjahre seien heute die aktivsten Social-Media-Nutzer. Jedes Mal im Herbst wird „Weihnachtsmann & Co. KG“ vorab auf den Portalen weidlich diskutiert, was den Kult am Leben hält und ihm jährlich neue Anhänger beschert.

Das Stream-Team

11. Wunderbares Rares: Erfolg hat viele Staffeln, aber – je weniger, desto Kult. Von „Dinner for One“ läuft seit 60 Jahren dieselbe Inszenierung, die deutsche Science-Fiction-Serie „Raumpatrouille“ hat sich 57 Jahre lang mit nur einer einzigen Staffel auf ewig in die Herzen deutscher Sci-Fi-Fans gebrannt (von einer geplanten Neuauflage ist seit 2021 nichts mehr zu hören). Und auch „Weihnachtsmann & Co. KG“ von Pascal Breton umfasst bis auf den heutigen Tag nur eine einzige Staffel, die jeder Altfan inzwischen mitsprechen kann. Ob es nichts mehr zu erzählen gab, ob man die Geschichten aus Eis und Schnee nicht verwässern wollte oder ob die Sender France 3 und Télé-Quebec kein Geld mehr übrig hatten, darauf gibt nicht einmal die französischsprachige Wikipediaseite zu „Le monde secret du Père-Noël“ eine Antwort.

„Weihnachtsmann & Co. KG“ läuft seit Samstag, 4. November, mit zwei Folgen um 18.20 Uhr und 18.50 Uhr bei Super RTL. Danach folgen täglich zwei weitere Folgen. Die Serie umfasst nur eine Staffel mit 26 Folgen