Wenn man Birgit Schrowange heute sieht – mit 67 Jahren, strahlend, mit einer Mähne aus selbstbewusstem, silbernem Haar und einer unverkennbaren Ruhe – sieht man das Bild einer Frau, die mit sich im Reinen ist. Über vier Jahrzehnte lang war sie eines der bekanntesten Gesichter des deutschen Fernsehens,
eine Institution bei RTL, die 25 Jahre lang das Magazin “Extra” prägte. Doch hinter dieser Fassade aus Professionalität und warmem Lächeln verbarg sich ein jahrzehntelanger Kampf, den die Moderatorin erst jetzt, im Rückblick auf ihr Leben, in seiner ganzen Tiefe offenbart.
Es ist ein spätes Geständnis, keine Beichte eines Vergehens, sondern das Brechen eines gesellschaftlichen Schweigens. Es ist die Geschichte einer Frau, die an der Spitze ihres Erfolgs tief verwundet war – von Einsamkeit, Schuldgefühlen und dem unerbittlichen Druck einer Branche, die keine Makel verzeiht. Ihre “wahre Liebe des Lebens”, die sie nun endlich gefunden hat, ist nicht nur ein Mann. Es ist eine doppelte Befreiung: die Liebe zu sich selbst und die Liebe zu einem Partner, der die Narben ihrer Vergangenheit sah und verstand.
Um den heutigen Frieden von Birgit Schrowange zu verstehen, muss man ihre Vergangenheit betrachten. Die Quelle ihrer “stillen Traurigkeit” lag in dem brutalen Spagat zwischen zwei Welten: ihrer Rolle als hochkarätige Moderatorin und ihrem Leben als alleinerziehende Mutter. Im Jahr 2000, auf dem Höhepunkt ihrer Karriere, wurde ihr Sohn Laurin geboren. Während “Extra” von ihr Konzentration, Professionalität und Frische verlangte, sehnte sich ihr Mutterherz nach mehr Zeit mit ihrem Kind.


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Sie beschreibt Momente von herzzerreißender Einsamkeit. Tage, an denen die Dreharbeiten von morgens bis spät abends dauerten. Wenn sie nach Hause kam, war alles ruhig. In diesen Momenten saß sie oft am Bett ihres schlafenden Sohnes, glücklich, Mutter zu sein, und doch unendlich allein. Sie gibt zu, dass oft Tränen flossen bei dem Gedanken daran, die ersten wichtigen Momente im Leben ihres Sohnes zu verpassen, weil die Arbeit sie verschlang. Es war nicht die Arbeit, die sie quälte – sie liebte ihren Job – es war das nagende Schuldgefühl, nicht in jedem wichtigen Moment da sein zu können. Zwischen diesen beiden Rollen fühlte sie sich oft müde und zerrissen, gezwungen, Stärke zu zeigen, um weiterzumachen.
Diese Zerrissenheit wurde durch ihre öffentliche Trennung von Laurins Vater, dem Moderator Markus Lanz, noch verstärkt. Nach der Trennung, die durch den Druck des Berufs und unterschiedliche Lebensstile ausgelöst wurde, entschied sich Birgit vollends auf ihre Arbeit und ihr Kind. Sie mauerte ihr Privatleben ein, hielt es bewusst aus den Schlagzeilen heraus, um Laurin zu schützen und sich selbst keine Angriffsfläche zu bieten. Der Preis dafür war eine lange Phase der Isolation.
Die erste große Befreiung kam nicht durch einen Mann, sondern durch zwei mutige, persönliche Entscheidungen. Die erste war der Abschied vom Fernsehen. Im Jahr 2019, nach 25 Jahren bei “Extra”, verließ sie die Sendung. Es war ein Schritt, der von außen wie ein normaler Ruhestand aussah, aber intern ein emotionaler Kraftakt war. Sie betrat das Set an diesem Tag mit schwerem Herzen, aber auch mit Dankbarkeit. Sie verstand, dass dieser Abschied nicht nur ein Karriereende war, sondern der notwendige Wendepunkt für ein neues, privates Kapitel.
Die zweite, vielleicht noch radikalere Befreiung, war ein visueller Bruch mit den ungeschriebenen Gesetzen der Unterhaltungsindustrie. Birgit Schrowange entschied sich, ihre Haare nicht mehr zu färben. In einer Branche, die auf ein jugendliches Aussehen fixiert ist, war dies ein Akt der Rebellion. Sie gab zu, anfangs besorgt über die Reaktion des Publikums gewesen zu sein. Doch als sie Tausende von ermutigenden Nachrichten erhielt, verstand sie, dass Mut manchmal einfach bedeutet, sein wahres Ich zu zeigen.
Dieser Moment machte sie über Nacht zu einem Vorbild für unzählige Frauen. Sie brach das Tabu des Alterns im Fernsehen. Es war ihr “weiches Vermächtnis”: Die Botschaft, dass der Wert einer Frau nicht darin liegt, dem Zahn der Zeit zu widerstehen, sondern sich selbst zu respektieren. Es war der erste Schritt zur “wahren Liebe” – der Liebe zu sich selbst.
Erst nachdem sie diese beiden Ketten – den Hochdruckjob und die Schönheitsideale – abgelegt hatte, war sie bereit für die zweite Hälfte ihrer “wahren Liebe”. Im Jahr 2017, auf einer Geschäftsreise, traf sie den Schweizer Journalisten Frank Sporthelfer. Ihr Zusammentreffen war der Wendepunkt. Frank, so wird es beschrieben, sah etwas, was viele nicht sahen. Er erkannte in ihren Augen eine “sanfte Traurigkeit”, die Echos ihrer schweren Jahre als alleinerziehende Mutter. Er sah die Frau hinter der Ikone.
Ihre Beziehung definierte Liebe neu. Es war eine Fernbeziehung zwischen Köln und Luzern, die auf Vertrauen und Respekt für die Unabhängigkeit des anderen basierte. Frank bewunderte ihre Autonomie, sie schätzte seine Ruhe und Rücksichtnahme. Als er ihr 2019 einen Heiratsantrag machte, war es kein überstürztes Versprechen, sondern ein Symbol der Kameradschaft. Für Birgit, die jahrelang unabhängig war, ist Liebe im reifen Alter etwas anderes als in der Jugend. Es geht nicht um Druck oder das Erfüllen eines Musters. Es geht darum, einander zuzuhören, sich zu unterstützen und die einfachen Dinge zu genießen – zusammen kochen, am Vierwaldstättersee spazieren gehen, bei einem Kaffee plaudern.
Heute, mit 67 Jahren, führt Birgit Schrowange ein Leben, das sie sich selbst erkämpft hat. Sie ist finanziell solide aufgestellt, mit Einnahmen aus ihrer langen TV-Karriere, erfolgreichen Büchern und klugen Investitionen, die ihr ein komfortables Leben zwischen Köln und der Schweiz ermöglichen. Sie achtet auf ihre Gesundheit mit Mäßigung statt Exzessen – Spaziergänge, gesunde Ernährung und vor allem psychische Gesundheit.

Ihre Geschichte ist ein starkes Zeugnis für Entschlossenheit und Authentizität. Sie hat bewiesen, dass man die größten Herausforderungen meistern kann – die Einsamkeit einer alleinerziehenden Mutter im Rampenlicht, den Mut, sich von einer lebenslangen Karriere zu trennen, und den gesellschaftlichen Druck, das Altern zu verbergen. Birgit Schrowange hat ihr Schweigen über den Schmerz gebrochen und damit nicht nur sich selbst, sondern auch Tausende andere Frauen befreit. Ihr spätes Glück ist der verdiente Lohn für ein Leben, das in vollen Zügen gelebt wurde – mit dem Mut, Entscheidungen für sich selbst zu treffen und den Frieden zu genießen, der darauf folgt.