Ein Leben zwischen dem gleißenden Licht des Welterfolgs und den tiefen Schatten persönlicher Tragödien – das ist die Geschichte von Uwe Fahrenkrog-Petersen. Der Mann, dessen Finger die unvergesslichen Noten von “99 Luftballons” schufen, ein Lied, das zur Hymne einer Generation und zum globalen
Symbol gegen den Kalten Krieg wurde, steht nun vor einer neuen, erschütternden Wende. Berichte über eine tragische Diagnose werfen einen dunklen Schatten auf sein Leben. Und als ob dieser Schicksalsschlag nicht schon schwer genug wäre, folgt nun der nächste: Auch seine Frau nimmt Abschied.
Diese Nachricht ist nicht nur ein weiterer Tiefpunkt; sie ist die fast schon tragische Zuspitzung eines Lebens, das von einer tiefen, existenziellen Einsamkeit geprägt ist. Um zu verstehen, wie verheerend diese neue Entwicklung ist, muss man den Mann hinter dem Mythos betrachten. Einen Mann, der, auf dem Gipfel des Ruhms stehend, innerlich oft verloren war.
Geboren 1960 in der geteilten Stadt Berlin, wuchs Uwe Fahrenkrog-Petersen in einer Welt der Gegensätze auf. Diese Spannung zwischen Ost und West, zwischen Ideologien, prägte ihn früh. Früh zeigte sich auch sein außergewöhnliches musikalisches Talent. Mit 20 Jahren katapultierte ihn der Erfolg von Nena aus der Anonymität in den Pop-Olymp. Doch der Ruhm kam zu schnell und zu gewaltig.

Während das Publikum einen strahlenden Star auf der Bühne sah, verbarg sich dahinter eine tiefe Leere. Die endlosen Tourneen, die Nächte in fremden Hotelzimmern und die Flüchtigkeit der Beziehungen zehrten an seiner Seele. Er war, wie es die Aufzeichnungen über sein Leben beschreiben, “innerlich ein einsamer Mann auf der Suche nach sich selbst”.
Dieser innere Konflikt zog sich durch sein gesamtes Privatleben. Die Musik war seine größte Liebe, aber auch sein größtes Hindernis. Ein enger Freund brachte es auf den Punkt: “Uwe liebte die Musik mehr als jeder andere, aber genau deshalb war er immer einsam”. Er verlor sich in seiner Arbeit, verbrachte Nächte im Studio, auf der Bühne, in endlosen Musikprojekten. Seine Ehen, die mit aufrichtiger Liebe begannen, zerbrachen an diesem Ungleichgewicht. Er war ein Mann, der die Welt mit Melodien berühren konnte, aber Schwierigkeiten hatte, das private Glück festzuhalten.
Man sagt, große Künstler tragen eine tiefe Traurigkeit in sich. Bei Fahrenkrog-Petersen scheint dies mehr als nur eine Floskel zu sein. Sein Leben ist gezeichnet von Verlusten, die tiefe Wunden hinterließen. Einer der prägendsten Schicksalsschläge war der frühe Tod eines engen Freundes bei einem Verkehrsunfall. Dieser Freund war jemand, der seine frühen musikalischen Träume geteilt hatte. Der Schock stürzte Uwe in eine lange, tiefe Depression. Er zog sich von der Bühne zurück. In dieser Zeit entstand Musik, die anders war – melancholisch, tiefgründig, eine Verarbeitung des Schmerzes.
Es war nicht der einzige Verlust, der ihn formte. Eine lange psychische Krise folgte auf einen familiären Vorfall. Besonders der Tod seines Vaters traf ihn schwer. Sein Vater, der ihn künstlerisch immer unterstützt hatte, war gegangen, und Uwe plagten Schuldgefühle, in den letzten Jahren aufgrund seines vollen Terminkalenders nicht genug für ihn dagewesen zu sein. Dieser Schmerz machte ihn noch introvertierter, noch nachdenklicher über den Wert zwischenmenschlicher Beziehungen.
Später verlor er ein weiteres Familienmitglied durch eine schwere Krankheit. Auch dieser Verlust stürzte ihn in eine Depression, begleitet von quälender Schlaflosigkeit. Oft wachte er mitten in der Nacht auf und setzte sich ans Klavier, spielte bis zum Morgengrauen. Diese Melodien, so sagte er, seien “die Stimme der Seele”, ein Weg, um mit den Verstorbenen zu sprechen.

Uwe Fahrenkrog-Petersen war ein Mann, der seine Gefühle selten zeigte. Er war introvertiert. Sein jüngerer Bruder beschrieb ihn treffend: “Uwe redet nicht viel, aber wenn man seine Musik hört, versteht man, was er durchgemacht hat”. Wenn er traurig war, sprach er nicht. Er setzte sich ans Klavier und ließ die Tasten für sein Herz sprechen.
Auch die große Liebe seines Lebens scheint von dieser Melancholie umgeben zu sein. Es gab eine Frau, die er als seine “größte Inspiration” bezeichnete. Eine Liebe, die viele Jahre hielt, aber schließlich stillschweigend aufgrund unterschiedlicher Lebensvorstellungen endete. Ihre Identität hielt er stets geheim. Man sagt, viele seiner Lieder nach 1990 seien für sie geschrieben worden – traurige, sanfte Melodien, voller Sehnsucht und Leere. Nach dieser Trennung geriet er erneut in eine Krise, mied die Öffentlichkeit, reiste und komponierte.
Inmitten dieser persönlichen Kämpfe stand seine Karriere. Nach dem Höhepunkt mit Nena kam die “stille Zeit”. Die Musiklandschaft der 90er Jahre veränderte sich rasant. Doch Fahrenkrog-Petersen blieb sich treu. Er folgte keinen Trends, sondern behielt seinen charakteristischen Sound bei. Manche nannten es konservativ; andere nannten es “künstlerische Ehrlichkeit”. Er begann, erfolgreich im Hintergrund zu arbeiten, als Produzent für junge Künstler. Er mied das Rampenlicht, das ihm nie wirklich Heimat war. Er suchte nie den Glanz der Medien, mochte keine pompösen Partys. Diese Bescheidenheit brachte ihm in der Branche tiefen Respekt ein.
Sein Lebensmotto fasste er vielleicht am besten selbst zusammen, als er einmal sagte: “Die Musik hat mich nicht vor der Traurigkeit bewahrt, aber sie gab mir einen Grund, mit dieser Traurigkeit weiterzuleben”. Er akzeptierte die Traurigkeit als natürlichen Bestandteil des Lebens und verwandelte sie in Kunst. Er bewies eine immense Widerstandsfähigkeit.
In den letzten Jahren widmete er sich der Wohltätigkeitsarbeit und dem Musikunterricht für benachteiligte Jugendliche. Er glaubte daran, dass Musik Seelen heilen kann, so wie sie seine eigene Seele immer wieder gehalten hatte.

Sein größtes Bedauern, so sagte er einmal, sei es, nicht mehr Zeit mit seiner Familie verbracht zu haben. Die Jahre, die er sich voll und ganz der Arbeit widmete, ließen ihn kostbare Momente mit seinen Eltern verpassen, die nun verstorben sind.
Und nun, im Alter von 65 Jahren, holt ihn das Schicksal erneut ein. Eine tragische Diagnose, über deren Details noch Stillschweigen herrscht, trifft einen Mann, der bereits so viel Leid erfahren hat. Dass nun auch seine Frau Abschied nimmt, ist ein Schlag von unermesslicher Härte. Es trifft ihn an seinem verwundbarsten Punkt – dem Verlust von Familie, dem tiefsten Bedauern seines Lebens.
Das Leben des Uwe Fahrenkrog-Petersen ist eine tief bewegende Lektion über den wahren Preis des Ruhms. Es zeigt, dass der Applaus von Tausenden die Stille im eigenen Herzen nicht füllen kann. Während die Welt “99 Luftballons” hört, kämpft der Mann, der den Hit schrieb, einen leisen, lebenslangen Kampf – einen Kampf, den er nun, konfrontiert mit Krankheit und einem neuen Abschied, mit der gleichen stillen Würde weiterführen muss, die sein gesamtes, außergewöhnliches und zutiefst menschliches Leben definiert hat.