Besuch bei Schumis „italienischer Mama“: Ein Teller Pasta, der Erinnerungen weckt

Es war ein Moment, der weit mehr als nur nach Ragù roch. Gemeinsam mit Sky-Kollege Peter Hardenacke machte sich Ralf Schumacher auf den Weg nach Maranello, dorthin, wo sein Bruder Michael einst mehr Zeit verbrachte als irgendwo sonst außerhalb der Rennstrecke. Ziel war das legendäre Ristorante Montana, ein Ort, der längst Teil der Formel-1-Geschichte geworden ist. Hier kocht noch immer Rosella, die Köchin, die sich selbst einmal als „italienische Mama“ von Michael Schumacher bezeichnete – und die über Jahre hinweg mit einfachen Gerichten und warmen Worten ein Stück Heimat fern der Heimat schuf.

An diesem Tag stand nicht nur ein Essen auf dem Programm, sondern ein Ritual voller Erinnerungen. Gemeinsam mit Rosella bereiteten Ralf und Hardenacke Michaels Lieblingsgericht zu: Tagliatelle al Ragù. Es war nicht die perfekte Pasta, die bewegte, sondern die Bedeutung dahinter. Jeder Handgriff in der Küche, jede kleine Anekdote von Rosella, war ein Stück Vergangenheit, das plötzlich greifbar wurde. Für Ralf, der seinen Bruder heute nicht mehr öffentlich erlebt, war dieser Teller Nudeln mehr als nur ein Gericht – es war eine stille Verbindung zu einer Zeit, die unvergessen bleibt.

Rosella erzählte, wie Michael immer wieder im Montana einkehrte, wie er hier lachte, plauderte, sich wie ein Familienmitglied fühlte. In einer Welt aus Speed, Siegesdruck und Schlagzeilen war es dieser kleine Gasthof, der ihm Ruhe schenkte. Für viele Fans sind es die Bilder von Siegen in Spa oder Monza, die bleiben. Für Rosella sind es dagegen die Abende, an denen Michael hungrig nach einem langen Tag hereinkam und sich an ihren Tisch setzte, als wäre er nie etwas anderes als ein Sohn dieses Hauses gewesen.

Der Besuch von Ralf war eingebettet in die Vorberichterstattung zum Großen Preis von Italien. Sky zeigt ihn am 6. September vor dem Qualifying und am 7. September vor dem Rennen. Doch das Treffen mit Rosella war nur der Anfang. Ralf unternahm zudem eine Tour durch die Ferrari-Fabrik, gemeinsam mit Teamchef Fred Vasseur. Schon beim Betreten spürte er, was Maranello bis heute ausmacht: Man kommt kaum zur Tür hinein, ohne von Fans umringt zu werden. Es sind die Gesichter der Tifosi, die selbst in Zeiten sportlicher Flauten unbeirrbar ihre Liebe zu Ferrari zeigen, so wie sie einst ihre unerschütterliche Treue zu Michael zeigten.

Ferrari hat zuletzt sportlich schwierige Wochen erlebt. Die Siege liegen zurück, die Kritik ist laut. Doch wenn es um Schumacher geht, verschwinden die Sorgen der Gegenwart für einen Moment. Die Erfolge von Michael in Spa, Monza und auf unzähligen anderen Strecken haben sich in das kollektive Gedächtnis eingebrannt. Für die Fans bleibt er der „Kaiser von Maranello“. Für seine Wegbegleiter ist er der Mann, der das Team mit unermüdlicher Arbeit und Willenskraft in eine goldene Ära führte.

Und so war dieser Besuch im Montana mehr als ein TV-Beitrag. Es war ein stilles Erinnerungsstück, das zeigte, wie tief die Spuren reichen, die Michael hinterlassen hat. Zwischen einem dampfenden Teller Tagliatelle und einer Handvoll Geschichten offenbarte sich eine Wahrheit, die in keiner Statistik zu messen ist: Manche Legenden verschwinden nie, weil sie längst Teil der Menschen geworden sind, die ihnen begegneten. Für Rosella bleibt Michael Schumacher der Sohn, den sie nie hatte. Für Ralf bleibt er der Bruder, der in Maranello für immer zu Hause ist.