Ein strahlendes Lächeln, eine makellose Uniform und das Kommando über das berühmteste Schiff des deutschen Fernsehens – als Hoteldirektorin Hanna L
iebhold auf dem ZDF-„Traumschiff“ verkörpert Barbara Wussow (64) für Millionen von Zuschauern Eleganz, Stärke und die Faszination ferner Welten.
Doch hinter der Fassade der souveränen Weltenbummlerin verbirgt sich eine zutiefst menschliche Geschichte voller Opfer, Sehnsucht und einem Schmerz,
der so tief ist wie der Ozean, den sie so oft überquert. Während die Kameras laufen und exotische Paradiese die Kulisse für romantische Geschichten bilden, kämpft die Schauspielerin einen stillen Kampf: den Kampf einer Mutter, die für ihren Traumjob das Wichtigste in ihrem Leben vernachlässigen muss – ihre Familie.
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Das Leben von Barbara Wussow ist ein ständiger Spagat zwischen zwei Welten. Auf der einen Seite steht die glitzernde Karriere, die sie an die entlegensten und schönsten Orte der Erde führt. Auf der anderen Seite steht ihr Zuhause in Wien, der sichere Hafen, in dem ihr Ehemann, der Schauspieler Albert Fortell (73), und ihre beiden Kinder auf sie warten. Doch dieser Hafen wird für sie immer öfter zu einem Ort der flüchtigen Besuche. Allein in diesem Jahr war sie von Januar bis Juni fast ununterbrochen auf See, getrennt von ihren Liebsten durch Tausende von Seemeilen. Diese monatelangen Abwesenheiten sind der hohe Preis für den Erfolg. „Es ist ein Segen, diesen Beruf ausüben zu dürfen, aber er fordert auch einen hohen Tribut“, gibt sie offen zu. Ein Tribut, der besonders schmerzt, wenn man die wichtigsten Momente im Leben seiner Kinder verpasst.
Der wohl schmerzhafteste Einschnitt in ihrem Familienleben war der Auszug ihres Sohnes Nikolaus. Mit 27 Jahren hat der talentierte Zauberkünstler das elterliche Nest verlassen, um seinen eigenen Weg zu gehen – ein natürlicher und wichtiger Schritt im Leben eines jungen Mannes, der für eine Mutter jedoch oft mit einem Gefühl des Verlusts einhergeht. Für Wussow war dieser Moment von einer tiefen Traurigkeit geprägt, die sie auch heute noch bewegt. „Ich habe geweint, als er ausgezogen ist“, gesteht sie mit einer entwaffnenden Ehrlichkeit. Diese Tränen waren nicht nur Tränen des Stolzes, sondern auch des Bedauerns. Wie viele Momente hatte sie verpasst, während sie auf den Weltmeeren unterwegs war? Wie viele Gespräche blieben ungeführt, wie viele Umarmungen ungetan? Es ist die klassische Zerreißprobe einer berufstätigen Mutter, die sich fragt, ob sie alles richtig gemacht hat.
Während Nikolaus nun sein eigenes Leben führt, ist Tochter Johanna (20) noch der Anker im Wiener Zuhause. Sie studiert International Business Management und ist der lebende Beweis für Wussows bewusste Entscheidung für eine späte Mutterschaft. Mit 44 Jahren brachte sie ihre Tochter zur Welt – eine Entscheidung, die sie als Segen empfindet, aber auch als große Herausforderung. In einer Zeit, in der andere Frauen bereits Großmütter werden, begann für sie das Abenteuer des Mutterseins aufs Neue. Diese Erfahrung hat ihre Perspektive auf das Leben und die Verantwortung geprägt. In einem früheren Interview machte sie deutlich, dass sie es für sich persönlich „verantwortungslos“ fände, mit 50 noch Mutter zu werden. Eine klare Haltung, die zeigt, wie intensiv sie sich mit den Themen Familie und Lebensplanung auseinandergesetzt hat. Sie hätte sich gewünscht, früher Kinder zu bekommen, doch das Leben und die Karriere hatten andere Pläne.
Trotz der emotionalen Zerreißprobe und der stillen Opfer, die sie bringt, ist Barbara Wussow weit davon entfernt, mit ihrem Schicksal zu hadern. Ihre Liebe zur Schauspielerei ist ungebrochen, die Rolle der Hanna Liebhold ist ihr auf den Leib geschneidert. Sie liebt die Arbeit an Bord, die Professionalität des Teams und die Möglichkeit, durch ihre Rolle die Träume der Zuschauer zu beflügeln. „Das Traumschiff ist mehr als nur ein Job, es ist eine Leidenschaft“, erklärt sie. Diese Leidenschaft ist der Motor, der sie antreibt, auch wenn der Tank manchmal leer zu sein scheint. Sie weiß, dass dieser Beruf Opfer verlangt, und sie ist bereit, sie zu bringen – auch wenn es wehtut. Ihre Professionalität lässt sie sich den inneren Schmerz vor der Kamera nicht anmerken. Dort ist sie die stets präsente und kompetente Hoteldirektorin, die für jeden Gast ein offenes Ohr hat. Ironischerweise kümmert sie sich an Bord um das Wohl fremder Familien, während ihre eigene Familie zu Hause auf sie verzichten muss.
Diese innere Zerrissenheit ist ein Thema, das viele Frauen in Führungspositionen und anspruchsvollen Berufen nachvollziehen können. Der Wunsch, sowohl beruflich erfolgreich zu sein als auch als Mutter präsent zu sein, führt oft zu einem permanenten Gefühl des Mangels. Man hat das Gefühl, keiner Rolle zu 100 Prozent gerecht zu werden. Barbara Wussow spricht diesen Konflikt offen an und wird damit zum Vorbild für viele Frauen, die denselben Spagat wagen. Sie zeigt, dass es in Ordnung ist, verletzlich zu sein, Trauer über verpasste Momente zu empfinden und dennoch seinen beruflichen Weg mit Engagement und Freude zu gehen.
Ihr Optimismus und ihre Energie sind ansteckend. Neben der Schauspielerei hegt sie noch Träume, die eng mit ihrem schwimmenden Arbeitsplatz verbunden sind. So wünscht sie sich, einmal einen ganz besonderen Stargast in einer Gastrolle auf dem „Traumschiff“ begrüßen zu dürfen. Dieser Wunsch zeigt, dass ihre kreative Flamme hell brennt und sie immer noch Pläne für die Zukunft schmiedet. Es ist diese Fähigkeit, nach vorne zu blicken und sich neue Ziele zu setzen, die ihr die Kraft gibt, die langen Monate der Trennung zu überstehen.
Letztendlich ist die Geschichte von Barbara Wussow eine Geschichte über die vielen Facetten des Lebens. Sie zeigt, dass Glück und Schmerz oft untrennbar miteinander verbunden sind und dass hinter jeder glänzenden Fassade ein Mensch mit Sorgen, Ängsten und Sehnsüchten steckt. Sie ist nicht nur die glamouröse Hoteldirektorin, sondern auch eine liebende Ehefrau und Mutter, die den Preis des Ruhms jeden Tag aufs Neue bezahlt. Ihr offenes Geständnis ist ein mutiger Schritt, der sie nahbarer und menschlicher denn je macht. Es ist die bittersüße Wahrheit hinter dem Traumjob, die uns daran erinnert, dass die wahren Abenteuer des Lebens nicht in exotischen Häfen stattfinden, sondern im Herzen der Familie. Und so bleibt am Ende die Hoffnung, dass die Zeit auf See die Sehnsucht nach dem sicheren Hafen zu Hause nur noch größer macht – und die Momente des Wiedersehens umso kostbarer.