Der Entertainer gegen den Neandertaler – Wie Stefan Raab den Wahnsinn neu erfindet und Deutschland wieder zittern lässt

Stefan Raab ist wieder da – und diesmal schlägt er härter zurück als je zuvor. Der Mann, der einst ganz Deutschland mit seiner Mischung aus Genie, Größenwahn und Selbstironie fesselte, wagt das, was kein anderer Entertainer seiner Generation noch tun würde: Er steigt erneut in den Ring. Keine Pointe. Kein Sketch. Sondern blanker Ernst – oder zumindest das, was bei Raab dafür durchgeht.

Fast zwei Jahrzehnte nach seinem legendären Boxduell mit Regina Halmich wagt der 58-Jährige das Comeback, von dem niemand glaubte, dass es noch möglich sei. Und wie immer bei Raab ist nichts, wie es scheint. Kein Stadion, keine Millionen-Show – diesmal kämpft er im Studio seiner neuen Stefan Raab Show, einem selbstgebauten Fernseh-Labor aus Stahl, Schweiß und Selbstironie. Ein Ort, an dem Unterhaltung und Wahnsinn ineinanderfließen.

„Dieses Mal wird nicht nur geboxt – dieses Mal überrasche ich alle!“, sagt Raab mit seinem typischen Halbgrinsen. Worte, die in seiner Welt nie harmlos sind. Denn Raab überrascht nie halb. Wenn er kämpft, dann mit allem – gegen den Gegner, gegen den Schmerz, gegen den Zweifel, gegen die eigene Legende.

Doch wer ihm diesmal gegenübersteht, ist kein Show-Comedian, kein Promi-Koch, kein Schauspieler, der sich vor laufender Kamera verprügeln lässt. Es ist Frédéric „Neandertaler“ Vosgröne – ein 29-jähriger MMA-Profi, ein Mann, der Baumstämme zerreißt und Raabs Nostalgie mit schierer Körperkraft zermalmen will. Vier Kämpfe, vier Siege, viermal durch Submission. „Raab wird wissen, wie Steinzeit sich anfühlt“, droht der Muskelberg.

IMAGO / Berlinfoto

Und genau das ist der Reiz: Raab, der ewige Tüftler, gegen die rohe Gewalt der Jugend. Ein Entertainer, der sich weigert, in Würde zu altern, gegen einen Kämpfer, der glaubt, alles zu zerstören, was alt ist. Es ist mehr als nur ein Showkampf – es ist ein Generationenduell.

Hinter den Kulissen läuft längst Raabs gnadenlose Vorbereitung. Freunde berichten, er habe sein privates Gym in ein Hightech-Labor verwandelt. Virtual-Reality-Brillen simulieren Gegnerbewegungen, Sensoren analysieren jeden Schlag, jede Deckung, jeden Fehltritt. Dazu Eisbäder, Ketose-Diät, 5-Uhr-Sparring – der Mann, der einst als Spaßmacher galt, trainiert inzwischen wie ein Besessener. Und trotzdem: Der Humor bleibt sein Schutzschild. „Ich hab die modernste Technik – und Aspirin“, scherzt er.

Doch der Witz täuscht. Raab weiß, dass die Kamera diesmal keine Gnade kennt. Er weiß, dass jede Bewegung, jeder Treffer, jede Schwäche in HD übertragen wird. Und er weiß, dass Deutschland zusehen wird, um ihn entweder triumphieren oder scheitern zu sehen. Denn Raab war immer dann am stärksten, wenn keiner an ihn glaubte.

Man erinnert sich an die Niederlagen gegen Regina Halmich. 2001, 2007, 2024 – drei Kämpfe, drei Demütigungen. Blutige Nasen, aufgeschwollene Lippen, gebrochene Eitelkeiten. Aber Raab machte daraus Showgeschichte. Jeder Schlag, jede Ohrfeige wurde Quote. Jeder Schmerz: ein Triumph über die eigene Grenze. Genau deshalb sehen ihm die Menschen zu. Nicht weil er gewinnt, sondern weil er fällt – und danach wieder aufsteht.

Jetzt also die Neuauflage dieses ewigen Theaters. Kein Glamour, keine große Inszenierung, aber dafür ein Risiko, das kaum einer mehr eingehen würde. Medien und Fans sind gespalten: „Mutig oder verrückt?“ titelt die Bild, während Twitter bereits Wetten abschließt: „Raab knockt sich selbst aus“ gegen „Raab überrascht alle“. RTL+ reibt sich die Hände – die Quoten werden explodieren.

Doch was steckt wirklich dahinter? Ist das Comeback ein letzter verzweifelter Versuch, Relevanz zurückzuerobern? Oder ein genialer Coup, mit dem Raab die Showwelt erneut an der Nase herumführt? Die Wahrheit liegt irgendwo dazwischen – und genau das macht es so faszinierend. Denn Stefan Raab hat nie nur Fernsehen gemacht. Er hat Fernsehen auseinandergenommen und neu zusammengesetzt. Er war Architekt, Zyniker, Kontrollfreak, Masochist – und immer wieder der Clown, der mehr über die Menschen wusste als die Menschen über ihn.

Nun also wieder Blut, Schweiß und Showlicht. Der Kampf findet am 8. Oktober statt, exklusiv auf RTL+. Der Sender hält das Ergebnis streng geheim, die Aufzeichnung liegt unter Verschluss. Nur eines ist sicher: Es wird laut, es wird absurd, und es wird typisch Raab.

Vielleicht verliert er wieder. Vielleicht stolpert er, lacht, steht auf – und macht aus der Niederlage das größte Comeback seit Jahren. Vielleicht beweist er auch, dass Entertainer nicht alt werden müssen, wenn sie den Mut haben, sich selbst in Frage zu stellen.

Denn das ist Stefan Raabs wahres Talent: Er inszeniert nicht nur Unterhaltung, er entlarvt sie. Und wenn am Ende der Gong fällt, wenn Schweiß und Blut die Studiolichter spiegeln, wenn der „Neandertaler“ triumphiert oder Raab überraschend siegt – dann wird klar: Es ging nie nur ums Boxen. Es ging darum, dass einer in Zeiten perfekter Oberflächen wieder echtes Risiko wagt.

Und damit schreibt Stefan Raab – ob als Sieger oder Verlierer – wieder einmal das, was ihm am besten gelingt: deutsche TV-Geschichte.