„Ich fand keinen Ausweg mehr“ – Ben Zuckers Geständnis über den dunkelsten Moment seines Lebens

Es klingt wie die Beichte eines Mannes, der den Himmel nur deshalb erreicht hat, weil er die Hölle zuvor gesehen hat. Ben Zucker, heute gefeierter Schlagerstar mit goldenen Schallplatten und ausverkauften Konzerten, sprach in einem Interview über eine Zeit, die seine Fans erschüttert: Er stand kurz davor, sich das Leben zu nehmen. Nicht Ruhm, nicht Glanz, sondern Verzweiflung, Schulden und ein Gefängnisaufenthalt bestimmten damals sein Leben. Acht Tage saß er hinter Gittern, weil er eine Geldstrafe nicht zahlen konnte – acht Tage, die ihm die Aussichtslosigkeit seiner Lage gnadenlos vor Augen führten.

„Wenn ich bei den Schulden die 50.000-Euro-Grenze überschreite, mache ich Feierabend und setze dem allen hier und mir ein Ende“, erinnert er sich heute. Worte, die so roh und schonungslos sind, dass sie tief ins Mark schneiden. Es sind nicht die üblichen Phrasen, die Prominente in Interviews abspulen. Es ist das Geständnis eines Mannes, der kurz davorstand, alles hinter sich zu lassen, und der nur knapp daran vorbeiging, für immer zu verstummen.

Dass er sich damals „in einer Sackgasse ohne Ausweg“ sah, schockiert seine Anhänger. Gerade weil Zucker für viele als Sinnbild für Stärke, Durchhaltewillen und Authentizität gilt, wirkt diese Offenbarung wie ein Schlag. Der Sänger, der auf der Bühne lachend die großen Refrains anstimmt, war im Privatleben ein Mensch, der keinen anderen Ausweg mehr sah, als den Schlusspunkt zu setzen.

Heute jedoch klingt seine Stimme fester. Die Schulden sind zurückgezahlt, die Existenzangst liegt hinter ihm. „Heute kann ich sagen, dass ich alle meine Schulden zurückgezahlt habe“, sagt Zucker und klingt dabei wie jemand, der sich selbst noch einmal daran erinnern muss, dass es wirklich stimmt. Es ist der Moment, in dem seine Geschichte eine Wendung nimmt – vom verzweifelten Mann hin zum Kämpfer, der sich durchgebissen hat.

Und doch: Wer glaubt, damit sei alles vergeben und vergessen, täuscht sich. Schlager-Kollege Nino de Angelo, selbst gezeichnet von Alkohol- und Drogenerfahrungen, warnt eindringlich: Nur totale Abstinenz könne verhindern, dass alte Dämonen zurückkehren. Eine Mahnung, die schwer im Raum steht – und die Zucker nicht einfach ignorieren kann. Denn er selbst hat längst zugegeben, dass auch Alkohol in seinem Leben eine Rolle spielte. Der Weg an die Spitze war kein reiner Triumphmarsch, sondern eine Gratwanderung zwischen Erfolg und Abgrund.

Die Frage, die bleibt, ist unbequem: Wie nah war Ben Zucker tatsächlich am endgültigen Schritt? Und wie viele andere stehen an genau dieser Schwelle, ohne dass jemand es merkt? Zuckers Bekenntnis rüttelt auf, weil es zeigt, dass selbst Menschen im Rampenlicht, die nach außen hin Stärke verkörpern, innerlich zusammenbrechen können.

Heute wirkt Zucker stärker denn je. Doch gerade diese Stärke speist sich aus der Erinnerung an den Absturz. Vielleicht ist es das, was seine Lieder für viele so authentisch macht: Sie sind nicht die Hymnen eines Mannes, der immer oben war, sondern eines, der ganz unten lag. Der seine „italienische Mama“ nicht hatte, der kein Netz mehr spürte, das ihn auffing – und der dennoch wieder aufgestanden ist.

Es ist eine Geschichte von Schuld, Scham und Neubeginn. Eine Geschichte, die zugleich provoziert: Ist es ein Zeichen von Mut, so offen über die dunkelsten Gedanken zu sprechen – oder ist es eine gefährliche Romantisierung des Abgrunds? Ben Zucker wirft mit seinen Worten keine einfachen Antworten in die Welt, sondern Fragen, die jeder für sich beantworten muss. Sicher ist nur: Dieser Mann singt heute nicht nur für den Applaus, er singt auch gegen die Schatten, die ihn beinahe verschluckt hätten.