Es sollte ein glänzender Abend werden, ein Auftritt, bei dem alles perfekt inszeniert war. Lilly Becker, 49, stilvoll gekleidet, strahlend, bereit für das Blitzlichtgewitter, betrat das Festzelt zum traditionellen Fassanstich. Alle Augen waren auf sie gerichtet, Reporter und Fotografen standen bereit, das Publikum erwartete Glamour und Lächeln. Doch was dann geschah, war alles andere als das geplante Schauspiel. Noch bevor die Kameras ihre Pose einfangen konnten, trat eine unerwartete Szene ins Rampenlicht, die sich wie ein Schlag ins Gesicht anfühlte: Zwei Polizisten, dicht gefolgt von einem Gerichtsvollzieher, sprachen die Ex-Frau von Boris Becker an. Und plötzlich war der Abend, der eigentlich strahlen sollte, von einem Schatten überzogen, den man nicht so schnell vergessen wird.
Die Bilder, die wenig später die Runde machten, sprechen eine deutliche Sprache. Becker, in hitziger Diskussion mit den Beamten und ihrer eigenen Managerin, gezwungen, ein Dokument zu unterzeichnen, das ihre schuldenbelastete Realität offenbarte. Keine glamouröse Inszenierung, kein Lächeln, das diese Szene retten konnte. Es war der Moment, in dem sich die Fassade einer öffentlichen Figur mitten im Festzelt auflöste – vor den Augen aller, zwischen Bierbänken und Dirndl.
Der Hintergrund ist so brisant wie banal: eine offene Rechnung in fünfstelliger Höhe gegenüber dem Axel Springer Verlag, entstanden nach juristischen Niederlagen, die Becker längst hinter sich gelassen glaubte. Doch die Justiz vergisst nicht, und so erreichte sie die Pflicht zur Zahlung nicht in einem Büro, nicht im Privaten, sondern mitten auf der Wiesn, wo jeder Blick zur Schlagzeile wird. Umgehend überwies sie den Betrag per Echtzeitüberweisung. Rein formal war die Sache erledigt. Doch was bleibt, ist die Szene, die symbolträchtiger kaum sein könnte: Glamour und Realität prallen frontal aufeinander, und die Öffentlichkeit sieht alles.
War es Zufall, dass diese Aktion genau während ihres Auftritts erfolgte? Oder steckt Kalkül dahinter? Becker selbst hat ihre Zweifel. „Ohne Schlagzeile geht es eben nicht, das war eine geplante Aktion von wem“, erklärte sie, sichtlich bemüht, Haltung zu bewahren. Doch mit diesem Satz brachte sie das Fass erst recht zum Überlaufen. Denn er impliziert, was viele insgeheim vermuten: dass hier nicht nur Schulden eingetrieben, sondern ein Spektakel inszeniert wurde.
Die Diskussionen reißen seither nicht ab. War es wirklich notwendig, den Gerichtsvollzieher mitten in ein Festzelt zu schicken? Oder hätte man den Betrag auch diskret eintreiben können? War es Zufall, dass Kameras bereits in Position waren, als die Szene sich abspielte? Für manche ist es reine Justizroutine, für andere ein kalkulierter Affront, um eine prominente Frau öffentlich bloßzustellen. Und wieder andere vermuten, dass Becker selbst nicht ganz unglücklich über die unfreiwillige PR ist, die sie an diesem Abend erhielt. Denn eines ist sicher: An Gesprächsstoff mangelt es ihr seitdem nicht.
Trotz der Demütigung zeigte sie sich nach außen hin gelassen. „Die haben mir eine Rechnung geschickt, dass ich noch was bezahlen muss. Und dann habe ich das eben bezahlt und jetzt stehen wir hier. Dennoch bin ich glücklich, hier zu sein“, sagte sie, als wolle sie die Schwere des Moments mit einem Lächeln überdecken. Doch so einfach wird sich der Vorfall nicht aus der Welt schaffen lassen. Denn er zeigt etwas, das viele verdrängen: dass auch jene, die sich im Glanz der Kameras sonnen, vor den Konsequenzen ihrer Vergangenheit nicht fliehen können.
Es ist nicht das erste Mal, dass Lilly Becker mit Geldproblemen Schlagzeilen macht. Schon zuvor kursierten Berichte über offene Rechnungen, über Prozesse, über Streitigkeiten. Doch selten wurde sie so sichtbar mit diesen Realitäten konfrontiert wie an diesem Abend. Dass es ausgerechnet auf der Wiesn geschah, in einem Umfeld, das für ausgelassene Feiern und unbeschwerten Rausch steht, verleiht der Szene eine bittere Ironie. Während um sie herum Maßkrüge klirrten und die Stimmung brodelte, musste sie eine Unterschrift leisten, die ihr Gesicht erröten ließ.
Die öffentliche Reaktion fällt gespalten aus. Manche empfinden Mitleid, sehen in Becker eine Frau, die unglücklich zur Zielscheibe einer überzogenen Aktion wurde. Andere werfen ihr Verantwortungslosigkeit vor, den Versuch, sich stets im Rampenlicht zu inszenieren, ohne die Schattenseiten ihres Lebens ernsthaft zu klären. Und wieder andere sehen darin schlicht das perfekte Sinnbild für eine Gesellschaft, die gierig nach Skandalen lechzt und dafür selbst die intimsten Momente von Schuld und Scham konsumiert.
Doch was bleibt, ist nicht nur die Frage nach der offenen Rechnung, sondern nach dem Bild, das Lilly Becker in der Öffentlichkeit abgibt. Ist sie die starke Frau, die nach einer Ehe mit einem gefallenen Tennisstar ihr eigenes Leben meistert? Oder ist sie eine Figur, die immer wieder in ihre eigenen Schlagzeilen verstrickt wird, unfähig, das Licht von den Schatten zu trennen?
An diesem Samstagabend jedenfalls hat sie beides verkörpert: die strahlende Prominente, die ein Festzelt betritt, und die erschütterte Frau, die mit gesenktem Kopf ein offizielles Dokument unterzeichnet. Beides gehört zu ihr, beides ist untrennbar miteinander verwoben. Und genau diese Ambivalenz ist es, die die Öffentlichkeit fesselt – und die Debatte anheizt.
Denn egal, wie sehr Becker versucht, den Vorfall herunterzuspielen, er wird bleiben. Die Bilder werden nicht verschwinden, die Schlagzeilen nicht verstummen. Sie wird weiter gefragt werden, ob sie Opfer oder Mitinszenatorin dieser Szene war. Und die Antwort wird, wie so oft in solchen Fällen, wohl irgendwo dazwischen liegen.
Eines jedoch steht fest: Die Wiesn 2025 wird nicht für das Bier, die Stimmung oder den Fassanstich in Erinnerung bleiben, sondern für die Minuten, in denen ein Gerichtsvollzieher das Festzelt betrat und aus einem Auftritt ein Lehrstück über öffentliche Demütigung machte. Für Lilly Becker war es vielleicht nur eine weitere Episode in einem Leben, das schon lange von Höhen und Tiefen geprägt ist. Für uns alle aber war es ein Blick hinter die Kulissen des Glamours – direkt hinein in die Realität, die auch im größten Festzelt nicht verdrängt werden kann.