Am 18. September explodierte im Münchner Hofbräuhaus etwas, das viele Zuschauer schlicht nicht fassen konnten – Heidi Klum, Deutschlands ewiges Model-Gesicht, verwandelte den altehrwürdigen Saal in ein grelles Spektakel, das irgendwo zwischen Fiebertraum,
Trash-TV und bizarrer Oktoberfest-Parodie oszillierte. Wer dachte, Klum hätte nach „Germany’s Next Topmodel“ nichts mehr in petto, der irrte gewaltig. Mit dem sogenannten „HeidiFest“ preschte sie in eine völlig neue Dimension des Fernsehens – oder war es doch nur eine groteske Karikatur dessen, was man Unterhaltung nennen will?
Bereits die Ankündigung sorgte für ungläubiges Kopfschütteln: Heidi Klum lädt zur Pre-Wiesn-Party. Und nicht etwa in einem hippen Berliner Club oder einem glamourösen New Yorker Loft, sondern im Hofbräuhaus, dem Epizentrum bajuwarischer Bierromantik. Doch statt Maßkrug-Gemütlichkeit servierte Heidi eine schrille Mischung aus Schlagerseligkeit, Tanzeinlagen und Chaos, die sogar hartgesottene Trash-Fans ins Grübeln brachte. War das genialer Irrsinn – oder der endgültige Beweis, dass das deutsche Fernsehen jede Hemmschwelle verloren hat?
Auf der Bühne tummelten sich Stars, die man sonst eher in nostalgischen Rückblicken sieht. Roberto Blanco, 88, schmetterte seine Klassiker, während Ross Anthony, 51, in gewohntem Klamauk-Tempo den Saal aufmischte. Lucas Cordalis, 58, Vincent Gross, 29, und der „König von Mallorca“ Jürgen Drews, 80, zogen alle Register des Schlagers. Und mittendrin Heidi selbst, die mit Massimo Sinató eine Tanzeinlage hinlegte, die irgendwo zwischen ernst gemeinter Performance und unfreiwilliger Persiflage pendelte. Das Publikum vor den Bildschirmen? Verwirrt, irritiert – und doch seltsam fasziniert.
„Diese Sendung kann unmöglich euer Ernst sein!“, wetterte ein Zuschauer auf X, während ein anderer ungläubig fragte: „Was zur Hölle ist das?“ Der Tenor vieler Kommentare schwankte zwischen blankem Entsetzen und unbändiger Begeisterung. Manche zogen gar groteske Vergleiche: „Das seltsamste TV-Event seit der Passion auf RTL!“ – ein Urteil, das gleichermaßen vernichtend wie anerkennend klingt.
Doch genau darin liegt der Reiz des Ganzen: Das „HeidiFest“ entzweit, polarisiert und bleibt im Gedächtnis. Während die einen von „absurder Sendung mit Chaos und unfreiwillig komischen Szenen“ sprechen, jubeln andere: „Ein reiner Fiebertraum – und ich liebe alles daran.“ Der Zuschauer, gefangen zwischen Scham und Vergnügen, wird zum Voyeur eines Spektakels, das so schräg ist, dass es schon wieder Kultpotenzial besitzt.
Man könnte sagen: Heidi Klum hat das lineare Fernsehen neu erfunden – oder endgültig zerstört. Denn wo sonst erlebt man eine Mischung aus Schlagerrummel, Tanzparodie und Oktoberfest-Versatzstücken, die gleichzeitig zum Fremdschämen und zum Mitgrölen einlädt? Die Grenzen zwischen Ernst und Satire verschwimmen. Ist das noch Show – oder schon Kunst?
Kritiker werfen Klum vor, sie bediene sich billiger Effekte und degradiere das traditionsreiche Hofbräuhaus zur Lachnummer. Doch ihre Fans sehen genau darin die Genialität: eine Frau, die mit 52 Jahren den Mut hat, alle Konventionen über Bord zu werfen und das zu tun, was andere nicht einmal denken würden. Heidi inszeniert sich als Königin des Chaos, als Schöpferin eines Spektakels, das keine Regeln kennt. Und damit trifft sie den Nerv einer Zeit, in der Perfektion längst langweilig geworden ist.
Besonders bemerkenswert: Während die Schlagerszene seit Jahren mit Staub belegt wirkt, verpasst Klum ihr einen irren Frischekick. Sie packt die Crème de la Crème zusammen in einen Topf, rührt einmal kräftig um – und heraus kommt ein Abend, der so bizarr ist, dass er schon wieder revolutionär sein könnte. Ob gewollt oder nicht: Mit dem „HeidiFest“ hat sie die Schlagermusik für ein paar Stunden in die Schlagzeilen katapultiert – und das ohne neue Hits, sondern mit purer Inszenierungskraft.
Doch wie geht es weiter? Wird das „HeidiFest“ zum jährlichen Pflichttermin, einer Art Anti-Oktoberfest, das im Fernsehen mehr Wirbel macht als die Wiesn selbst? Oder war es ein einmaliger Fieberanfall, ein TV-Traum, der genauso schnell verpufft, wie er aufgeflammt ist? Schon jetzt spekulieren Fans, ob Heidi 2026 wieder zur „Wiesn-Show“ lädt – und ob dann vielleicht sogar internationale Stars auftreten, um das Chaos auf die Spitze zu treiben.
Eines ist sicher: Gleichgültig lässt das „HeidiFest“ niemanden. In einer Zeit, in der Streamingplattformen mit Hochglanzproduktionen um Aufmerksamkeit buhlen, schafft Heidi Klum etwas, was kaum noch möglich scheint: Menschen schalten ein, reden darüber, streiten sich – und vergessen nicht. Vielleicht ist das ihr größter Triumph.
Während Kritiker über Geschmacklosigkeit, Überinszenierung und billige Gags schimpfen, klammern sich ihre Anhänger an die pure Lebensfreude, die von diesem Chaos ausgeht. „Neugierig reingezappt und positiv überrascht“, schwärmte ein Zuschauer. „Das Chaos und die gute Laune schwappen zu uns rüber.“ Vielleicht ist genau das der Schlüssel: In einer Welt voller Krisen und Sorgen bietet Klum ein Fest der Ablenkung, ein paar Stunden, in denen man lacht, staunt und kopfschüttelnd den Kopf schüttelt.
Und genau das macht das „HeidiFest“ so gefährlich – und so faszinierend. Denn wer es einmal gesehen hat, wird es nicht mehr los. Man redet darüber, man streitet darüber, man erinnert sich. Vielleicht ist das die wahre Magie: Ein Spektakel, das so absurd ist, dass es die Grenzen von Unterhaltung sprengt und in Erinnerung bleibt.
Ob man es hasst oder liebt – Heidi Klum hat wieder einmal gezeigt, dass sie Meisterin darin ist, Gesprächsstoff zu liefern. Und während das Oktoberfest draußen noch in den Startlöchern steht, hat sie sich schon längst ins Rampenlicht katapultiert. „HeidiFest“ – ein Name, der bleibt. Ein Fest, das spaltet. Und eine Show, die uns zwingt, zu fragen: War das genial – oder der größte TV-Irrsinn des Jahres?
Vielleicht ist die Antwort: beides.