„200.000 Euro verbrannt, Ehe zerbrochen, Hirn im Ausnahmezustand – Eric Stehfest zerlegt sein Leben öffentlich und niemand weiß, ob das Mut oder Wahnsinn ist“

Es gibt Beichten, die klingen wie Drehbücher – und dann gibt es die, die alles sprengen. Eric Stehfest, einst Serienliebling, Publikumsliebling, Sympathieträger, hat seine Maske abgenommen – und darunter ein Leben gezeigt, das längst in Flammen steht. 200.000 Euro weg, Ehe kaputt, Psyche am Abgrund. Es ist das Geständnis eines Mannes, der alles hatte und nun vor dem Scherbenhaufen seiner eigenen Realität steht.

„Ich habe 200.000 Euro verbrannt“, sagt er, als würde er über ein verlorenes Spiel sprechen. Doch hinter dem Satz steckt mehr als nur Geld. Es ist ein Symbol – für Kontrollverlust, Krankheit und das gnadenlose Tempo einer Branche, die Tränen liebt, solange sie Quote bringen.


Der Absturz begann nicht mit einem Vertrag, sondern mit einem Gedanken, der sich gegen ihn wandte. Paranoide Schizophrenie – ein Wort wie ein Urteil. Die Krankheit frisst sich leise in seinen Alltag, zersetzt Vertrauen, zerstört Strukturen. Rechnungen bleiben liegen, Projekte scheitern, das Café in Gera – einst Traum von Selbstständigkeit – wird zum Mahnmal. Ein Ort, an dem Hoffnung zu Schulden wird.

Als Corona kommt, bricht der Damm endgültig. Keine Gäste, keine Einnahmen, keine Rettung. Stehfest taumelt zwischen Klinikaufenthalten und Krediten, zwischen Medikamenten und Mahnungen. Was bleibt, ist eine Zahl: 200.000 Euro. Geld, das er nicht mehr sieht – und das ihn in die Privatinsolvenz treibt.

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Doch Geld ist nur die Oberfläche. Tiefer darunter brodelt der eigentliche Abgrund. Die Krankheit wird zum dritten Mitbewohner in seiner Ehe mit Edith, der Frau, mit der er Kinder, Träume, Öffentlichkeit geteilt hat. Neun Jahre Liebe, zwei Kinder – und ein psychischer Sturm, der keine Rücksicht nimmt. Ende September 2025 folgt das, was viele ahnten und keiner aussprechen wollte: die Trennung.

Sie sagen, sie bleiben „ein Team“. Ein Satz, der klingt, als wollte man ein sinkendes Schiff mit Willenskraft über Wasser halten. Während Fans von einem Rosenkrieg sprechen, kämpfen sie um etwas viel Zerbrechlicheres – Normalität.


Und mitten im Chaos: ein Buch. „9 Jahre Wahn“ – ein Titel, der klingt wie eine Diagnose und ein Hilfeschrei zugleich. Stehfest schreibt über Halluzinationen, Stimmen, Realitätsverluste. Über den Versuch, in einem Kopf zu leben, der ihm nicht mehr gehört.

Er verkauft keine Opfergeschichte, sondern ein Sezierprotokoll. Jede Seite blutet Ehrlichkeit, aber auch Kalkül: Er braucht das Buch, um weiterzuleben – finanziell, beruflich, psychisch. Es ist Therapie und Überlebensstrategie in einem.

Doch das Spiel mit der Öffentlichkeit ist riskant: Wie viel Wahrheit kann man zeigen, bevor sie einen endgültig verschlingt?


Denn wer Stehfest kennt, weiß: Er hat immer ins Extreme tendiert. Vom GZSZ-Liebling zum Drogengeständnis, vom „Let’s Dance“-Sieger zum Exzentriker, vom Film-Autor zum Insolvenzfall. Immer ganz oben oder ganz unten, nie dazwischen.

Jetzt steht er wieder an der Kante. Produzenten signalisieren Bereitschaft – aber nur, wenn der Stehfest der Zukunft stabil bleibt. Ein Comeback 2026? Vielleicht. Ein Podcast? Wahrscheinlich. Ein erneuter Absturz? Möglich. Denn Erfolg verzeiht keine Schwäche, und das Publikum liebt nur die Helden, die fallen – nicht die, die bleiben.


Er selbst nennt die Insolvenz eine „Befreiung“. Schulden weg, Medikamente eingestellt, Hoffnung da. „Ich kann wieder atmen“, sagt er. Ein Satz, so schlicht, dass man fast vergisst, wie tief die Luft, die er jetzt holt, ihn zuvor fast erstickt hätte.

Sein Plan: Lesetour, Bühne, Dialog. Kein Schauspiel mehr, kein Drehbuch, keine Maske. Nur Eric – roh, offen, verletzlich. Die Fans danken es ihm mit Mitleid, Bewunderung, Respekt. Doch zwischen den Zeilen schwingt eine Frage, die er selbst noch nicht beantworten kann: Ist das wirklich der Weg zurück – oder nur die schönste Form des Untergangs?


Denn jede Geschichte, die so ehrlich klingt, hat auch etwas Berechnendes. Stehfest weiß, was Öffentlichkeit liebt: Geständnisse, Tränen, den Geschmack von Skandal mit moralischem Nachgeschmack. Und vielleicht – nur vielleicht – verwandelt er gerade seinen Schmerz in Marke, seine Krankheit in Kapital.

Doch was, wenn das nicht Zynismus ist, sondern Überlebenskunst?


Das letzte Bild, das bleibt, ist das eines Mannes, der auf der Bühne steht, ein Mikrofon in der Hand, die Stimme zitternd, aber klar. Hinter ihm das Echo von Verlust, vor ihm das Publikum, das wissen will, wie die Geschichte ausgeht.

Vielleicht ist das die bittere Wahrheit: Eric Stehfest hat 200.000 Euro verloren, aber den Mut gefunden, das Chaos nicht zu verstecken. Vielleicht ist das sein größter Gewinn.

Oder sein letzter Fehler.